Vor einigen Tagen habe ich einen Fachartikel mit einer Analyse der Entwicklung der Reallöhne in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) im Zeitraum zwischen 2001 bis 2016 veröffentlicht – einschließlich eines Rankings über den gesamten 16 Jahres-Zeitraum (siehe: https://tivot.blog/2018/02/10/reallohnentwicklung-in-der-eu-zwischen-2001-und-2016/).
Die Analyse ergab, dass sich die Reallöhne innerhalb der Europäischen Union sehr unterschiedlich entwickelt haben – sowohl im Vergleich zwischen den EU-Mitgliedsstaaten, als auch im Hinblick auf die Zeiträume vor und nach Ausbruch der globalen Finanzkrise ab Ende 2008. Zur Erinnerung: Die Reallöhne ergeben sich aus den Nominallöhnen durch Abzug der Preissteigerung (Inflation).
An der Spitze des Rankings der Entwicklung der Reallöhne über den gesamten 16 Jahres-Zeitraum von 2001 bis 2016 liegen Lettland mit +128.27%, Rumänien mit +123.12%, Estland mit +109.30%, Litauen mit +102,39% und Bulgarien mit +86.71% – was keine Überraschung sein sollte, da das Ausgangsniveau in diesen fünf EU-Staaten im Jahr 2000 vergleichsweise niedrig gewesen sein dürfte. Am Ende des Rankings der Entwicklung der Reallöhne über den gesamten 16 Jahres-Zeitraum von 2001 bis 2016 liegen Griechenland mit (-4,57%), Portugal mit (-3,24%), Österreich mit +2,98%, Deutschland mit +3,35% und Italien mit 4,07%. Dass Griechenland und Portugal, die durch die Staatsschulden- und Eurokrise erheblich in Mitleidenschaft gezogen wurden, hinsichtlich der Reallohnentwicklung am schlechtesten dastehen, dürfte niemanden überraschen. Dass Österreich und Deutschland an dritt- bzw. viertletzter Stelle des Rankings liegen, war (zumindest für mich) eine große Überraschung.
Informationen zur Höhe der Löhne und Arbeitskosten in den EU-Staaten findet man bei der Statistikbehörde der Europäischen Union (Eurostat) unter http://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php/Wages_and_labour_costs/de.
Von Eurostat stammt das nachfolgende Diagramm, in dem die geschätzten Arbeitskosten pro Stunde in den EU-Mitgliedsstaaten für das Jahr 2015 ausgewiesen werden – bestehend aus „Bruttolöhnen und Gehältern“ (blau) und „Anderen Arbeitskosten“ (gelb):
Wie die Grafik zeigt, waren die durchschnittlichen Bruttolöhne und Gehälter in Griechenland in 2015 immer noch mehr als dreimal so hoch, wie in Rumänien, doppelt so hoch wie in Polen und fast so hoch wie in Slowenien. Wiederum überraschend finde ich, dass die deutschen Arbeitskosten im oberen Mittelfeld liegen: 8 EU-Staaten haben höhere Arbeitskosten, als Deutschland, 19 EU-Staaten haben niedrigere Arbeitskosten, als Deutschland).
Eine weitere interessante Analyse – neben der Entwicklung der Reallöhne – ist die Frage, wie sich die Reallöhne im Vergleich zu den Unternehmensgewinnen entwickelt haben. Da ein Vergleich über alle 28 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sehr aufwändig und unübersichtlich wäre, habe ich mich bei der Erstellung dieser Analyse auf Deutschland konzentriert und zwar für den 26 Jahres-Zeitraum von 1991 bis 2016. Als Datenbasis diente mir dabei die „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR)“, die jährlich vom Statistischen Bundesamt (Destatis) veröffentlicht wird (siehe: https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/VolkswirtschaftlicheGesamtrechnungen/Nationaleinkommen/SektorkontenPDF_5812105.pdf).
Die VGR ist eine zentrale gesamtwirtschaftliche Statistik, die ein Gesamtbild des wirtschaftlichen Geschehens für eine abgelaufene Periode darstellt. Die VGR stellt die Datengrundlage für gesamtwirtschaftliche Analysen und Prognosen in verschiedenen Bereichen der makroökonomischen Theorie und Politik bereit, so etwa zur Analyse der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage, des Wirtschaftswachstums, der Produktivität oder der Wirtschaftsstruktur.
Die VGR gliedert den Wirtschaftsraum in folgende Sektoren: Kapitalgesellschaften, Staat, private Haushalte und private Organisationen ohne Erwerbszweck. Diese Sektoren bilden die gesamte Volkswirtschaft ab, der die übrige Welt gegenübergestellt wird. Bei den Kapitalgesellschaften unterscheidet die VGR noch zwischen „nicht-finanziellen Kapitalgesellschaften“ und „finanziellen Kapitalgesellschaften“:
- Der Sektor „nicht-finanzielle Kapitalgesellschaften“ umfaßt institutionelle Einheiten, deren Verteilungs- und finanzielle Transaktionen sich von jenen ihrer Eigentümer unterscheiden und die als Marktproduzenten in der Haupttätigkeit Waren und nicht-finanzielle Dienstleistungen produzieren.
- Der Sektor „finanzielle Kapitalgesellschaften“ umfaßt die Kapitalgesellschaften und Quasi-Kapitalgesellschaften, deren Hauptfunktion in der finanziellen Mittlertätigkeit liegt und/oder die hauptsächlich im Kredit- und Versicherungshilfsgewerbe tätig sind.
- Der Sektor „Staat“ umfaßt alle institutionellen Einheiten, die zu den sonstigen Nichtmarktproduzenten zählen, deren Produktionswert für den Individual- und Kollektivkonsum bestimmt ist, die sich primär mit Zwangsabgaben von Einheiten anderer Sektoren finanzieren und/oder die Einkommen und Vermögen umverteilen.
- Der Sektor „private Haushalte“ umfaßt die Einzelpersonen und Gruppen von Einzelpersonen in ihrer Funktion als Konsumenten und gegebenenfalls auch in ihrer Eigenschaft als Produzenten, die marktbestimmte Waren, nichtfinanzielle und finanzielle Dienstleistungen produzieren (Marktproduzenten), soweit nicht Quasi-Kapitalgesellschaften gebildet werden. Eingeschlossen sind Personen und Personengruppen, die Waren und nichtfinanzielle Dienstleistungen produzieren, die ausschließlich für die eigene Endverwendung bestimmt sind. Die Hauptmittel der in diesem Sektor erfaßten Einheiten stammen aus Arbeitnehmerentgelt, Vermögenseinkommen, Transfers von anderen Sektoren, Einnahmen aus dem Verkauf von marktbestimmten Gütern oder unterstellten Einnahmen für die Produktion von Gütern, die für den eigenen Konsum produziert werden.
- Der Sektor „private Organisationen ohne Erwerbszweck2 umfaßt Organisationen ohne Erwerbszweck mit eigener Rechtspersönlichkeit, die als private sonstige Nichtmarktproduzenten privaten Haushalten dienen. Ihre Hauptmittel stammen, von etwaigen Verkaufserlösen abgesehen, aus freiwilligen Geld- oder Sachbeiträgen, die private Haushalte in ihrer Eigenschaft als Konsumenten leisten, aus Zahlungen des Staates sowie aus Vermögenseinkommen. Vom Staat finanzierte und kontrollierte Organisationen ohne Erwerbszweck werden dem Sektor Staat zugerechnet.
- Die übrige Welt ist eine Zusammenfassung von Einheiten, die nicht durch eine Funktion oder überwiegende Mittel gekennzeichnet sind. Sie faßt die gebietsfremden Einheiten zusammen, soweit sie Transaktionen mit gebietsansässigen institutionellen Einheiten durchführen oder andere Wirtschaftsbeziehungen mit gebietsansässigen Einheiten unterhalten. Die Konten der übrigen Welt sollen einen Gesamtüberblick über die Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Volkswirtschaft des betreffenden Landes und den Einheiten in der übrigen Welt geben.
Die folgende erste Tabelle zeigt die Entwicklung des Reallohnindex, des Nominallohnindex und des Verbraucherpreisindex in Deutschland zwischen 1991 und 2016. Um die Interpretation zu vereinfachen, habe ich die Daten des Jahres 1991 als Ausgangswert jeweils auf den Wert „100“ normalisiert (zum Vergleich habe ich die Originaldaten des Statistischen Bundesamtes in der Tabelle belassen mit den Daten des Jahres 2010 als Normalwert „100“).
Die dritte Spalte dieser Tabelle zeigt, dass die Reallöhne in Deutschland im 26 Jahres-Zeitraum zwischen 1991 und 2016 nur um 9% gestiegen sind – abgeleitet aus dem Anstieg der Nominallöhne um 67,5% abzüglich dem Anstieg der Verbraucherpreise um 53% – die Reallöhne haben sich in Deutschland zwischen 1991 und 2016 also im Durchschnitt um weniger als 0,35% pro Jahr erhöht.
Die folgende zweite Tabelle zeigt die Entwicklung der Unternehmensgewinne von Kapitalgesellschaften im gleichen 26 Jahres-Zeitraum von 1991 bis 2016 und zwar differenziert nach „nicht-finanziellen“ Kapitalgesellschaften, „finanziellen“ Kapitalgesellschaften und der Summe aus „nicht-finanziellen“ und „finanziellen“ Kapitalgesellschaften. Auch in dieser Tabelle habe ich die Daten des Jahres 1991 als Ausgangswert jeweils auf den Wert „100“ normalisiert.
Die Analyse dieser Tabelle ist sehr interessant. Zum einen springt die gravierend unterschiedliche Entwicklung der Unternehmensgewinne zwischen „nicht-finanziellen Kapitalgesellschaften“ und „finanziellen Kapitalgesellschaften“ ins Auge:
- Absolut bzw. nominal sind die Unternehmensgewinne von „nicht-finanziellen“ Kapitalgesellschaften im 26 Jahres-Zeitraum zwischen 1991 und 2016 um rund 214% gestiegen (543,011 Milliarden € in 2016 vs. 172,958 Milliarden € in 1991). Unter Berücksichtigung der Inflationsrate liegt der Anstieg bei über 105%.
- Die Unternehmensgewinne der „finanziellen“ Kapitalgesellschaften sind im 26 Jahres-Zeitraum zwischen 1991 und 2016 absolut um rund 94% gefallen (4,878 Milliarden € in 2016 vs. 30,561 Milliarden € in 1991). Unter Berücksichtigung der Inflationsrate liegt der Verfall bei „nur“ ca. 90%. Im Vergleich zum Maximalwert von 67,393 Milliarden €, der in 2007 erwirtschaftet wurde, also kurz vor Beginn des Ausbruchs der globalen Finanzkrise, ist das eine alarmierende Entwicklung, die sich insbesondere seit 2012 in Form von zunehmend niedrigeren Gewinnen immer drastischer im Zahlenwerk niederschlägt.
- In Summe sind die Unternehmensgewinne von „nicht-finanziellen“ und „finanziellen“ Kapitalgesellschaften im 26 Jahres-Zeitraum zwischen 1991 und 2016 absolut bzw. nominal um 169% gestiegen (547,889 Milliarden € in 2016 vs. 203,519 Milliarden € in 1991). Unter Berücksichtigung der Inflationsrate liegt der Anstieg über sämtliche Kapitalgesellschaften bei 76%.
Nachtrag vom 01.07.2017:
Auf der Seite http://www.sozialpolitik-aktuell.de der Universität Duisburg-Essen habe ich folgende Grafik gefunden, die die Entwicklung des deutsche Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Zeitraum von 1991 bis 2016 darstellt – und zwar insgesamt sowie pro Kopf der Bevölkerung (Quelle: http://www.sozialpolitik-aktuell.de/tl_files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelder/Finanzierung/Datensammlung/PDF-Dateien/abbII41.pdf):
Zitat zur Erläuterung der Grafik: „Die öffentlichen Sozialleistungen, Geldleistungen wie Sach- und Dienstleistungen, finanzieren sich über Steuern und Beiträge, die aus der Wertschöpfung abgezweigt werden. Es kann also nur das über den Sozialstaat (um)verteilt werden, was produziert worden ist und sich in den Markteinkommen der Wirtschaftssubjekte niederschlägt. Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes ist deshalb von entscheidender Bedeutung für die Höhe und Entwicklungsrichtung der Sozialleistungen.
Als Indikator für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes dient das Bruttoinlandsprodukt. Das BIP misst den Wert aller Güter (Sachgüter und Dienstleistungen), die innerhalb eines bestimmten Zeitraumes (meist ein Jahr) in einem Land erzeugt werden. Es wird nach den Konventionen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung errechnet als Bruttowertschöpfung in der Produktion von Sachgütern und Dienstleistungen nach Abzug von Vorleistungen.
Die Grafik illustriert, dass das BIP seit 1991 kontinuierlich angestiegen ist. Im Jahr 2016 wurde eine Höhe von 3.134 Milliarden € erreicht; in 1991 lag das BIP noch bei 1.579 Milliarden € – das ist in absoluten Zahlen eine Steigerung um 98,5% innerhalb von 26 Jahren. Im Jahr 2009 ist das BIP gegenüber dem Vorjahr 2008 (2.562 Milliarden €) allerdings merklich niedriger ausgefallen und auf 2.460 Milliarden € gesunken. Der tiefe ökonomische Einbruch auch in Deutschland infolge der Weltfinanz- und -wirtschaftskrise hat sich hier bemerkbar gemacht. Mittlerweile ist dieser Einbruch wieder voll ausgeglichen, da Deutschland insbesondere durch die Exporterfolge hohe Wachstumsraten aufweist.
Umgerechnet auf die Einwohnerzahl in Deutschland errechnet sich ein BIP pro Kopf von 19.754 € in 1991 und von 37.986 € in 2016 – das entspricht in absoluten Zahlen einer Steigerung um 92,3% innerhalb von 26 Jahren. Diese Pro-Kopf-Werte sind für internationale Vergleiche wichtig, um die Wirtschaftskraft größerer und kleinerer Länder beurteilen zu können. Pro-Kopf-Werte sind zudem für zeitliche Vergleiche erforderlich. Denn wenn das BIP bei steigender Bevölkerungszahl zunimmt, ist noch nicht klar, ob damit auch eine Erhöhung der wirtschaftlichen Leistungskraft je Einwohner einher geht. Und wenn umgekehrt wegen der demografischen Entwicklung die Einwohnerzahl sinkt und in Zukunft beschleunigt sinken wird, dann kann ein nur schwacher Zuwachs des BIP durchaus mit einem beachtlichen Zuwachs des BIP pro Kopf verbunden sein.“ (Zitat Ende)
Eine weitere interessante Vergleichsgröße ist die Entwicklung der Renten in Deutschland, die ja von der Entwicklung der Durchschnittseinkommen abhängen.
Die Armutsquote in Deutschland liegt laut dem Armutsbericht 2017 der Bundesregierung nun bei 15,7% – das bedeutet rein rechnerisch, dass 12,9 Millionen Menschen hierzulande arm sind. Die Quote schwankt seit Jahren leicht, 2005 betrug sie noch 14,7% und damit ein Prozentpunkt weniger als heute.
Der Armutsbericht nutzt den relativen Einkommensarmutsbegriff, den auch offizielle Statistiken verwenden. Demnach sind Menschen dann arm, wenn sie über weniger als 60% des mittleren Einkommens verfügen. Zugrunde liegt dabei „das gesamte Nettoeinkommen des Haushaltes, inklusive Wohngeld, Kindergeld, Kinderzuschlag, andere Transferleistungen oder sonstige Zuwendungen“. In Deutschland gilt per dieser Definition als arm, wer als Single weniger als 917 € netto verdient, bei einer Alleinerziehenden mit einem Kind unter sechs Jahren liegt die Grenze bei 1.192 € und bei einer vierköpfigen Familie je nach Alter der Kinder zwischen 1.978 und 2.355 € netto.
Die Standardrente aus der gesetzlichen Rentenversicherung liegt nach 45 Jahren mit dem jeweiligen Durchschnittseinkommen in den alten Bundesländern gerade mal um 453 € über der Armutsgrenze (neue Bundesländer um 373 €) – wobei zu beachten ist, dass die Renten ja seit 01.01.2005 „nachgelagert“ besteuert werden, d. h. von den genannten Bruttowerten für die Rente sind noch die Steuern abzuziehen. Informationen zur nachgelagerten Rentenbesteuerung findet man unter: http://www.deutsche-rentenversicherung.de/Allgemein/de/Navigation/2_Rente_Reha/01_Rente/04_in_der_rente/01_rentenbesteuerung/00_rentenbesteuerung_node.html.
Viele Versicherte in der gesetzlichen Rentenversicherung müssen jedoch mit wesentlich niedrigeren Altersrenten als der Standardrente rechnen. So lag der durchschnittliche Zahlbetrag der Versichertenrenten am 01.07.2014 bei 1.061 € (Männer) bzw. 770 € (Frauen) in den alten Bundesländern und bei bei 993 € (Männer) bzw. 532 € (Frauen) in den neuen Bundesländern. (Quelle: Rentenversicherung in Zeitreihen. Ausgabe Oktober 2014. Herausgeber: Deutsche Rentenversicherung).
Fazit:
Einer recht übersichtlichen Steigerung der Reallöhne im 26 Jahres-Zeitraum zwischen 1991 und 2016 in Höhe von 9% (weniger als 0,35% pro Jahr) steht eine beachtliche Steigerung der Unternehmensgewinne von Kapitalgesellschaften im gleichen Zeitraum in Höhe von 76% (inflationsbereinigt) gegenüber – dabei liegt der Anstieg der Unternehmensgewinne von „nicht-finanziellen“ Kapitalgesellschaften inflationsbereinigt bei 105%, während die „finanziellen“ Kapitalgesellschaften sogar einen inflationsbereinigten Verfall ihrer Unternehmensgewinne um rund 90% hinnehmen mussten. Das ist zweifellos eine alarmierende Entwicklung, die man im Auge behalten muss. Auch im Vergleich zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), das im Zeitraum von 1991 bis 2016 in absoluten Zahlen um 98,3% gestiegen ist (Anstieg von 92,3% pro Kopf in absoluten Zahlen), fällt die Steigerung der Reallöhne in Deutschland ziemlich gering aus.
Abschließend stellt sich noch die Frage, ob die Unternehmen in Deutschland ihre Gewinne nutzen, um zu investieren und dadurch ihre Produktivität bzw. Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern oder durch Ausweitung des Geschäfts neue Arbeitsplätze zu schaffen. Leider ist dies nicht der Fall, wie die folgende Grafik zeigt: Obwohl die deutschen Unternehmen Rekordgewinne erwirtschaften und obendrein leicht an zinsgünstige Kredite kommen, wird kaum investiert. Das zeigen eindrücklich die Zahlen des Statistischen Bundesamtes: Die Unternehmensgewinne der deutschen Kapitalgesellschaften (ohne Banken und Versicherungen) haben sich seit 1991 verdreifacht – sie stiegen von 173 Milliarden € in 1991 auf 543 Milliarden € in 2016. Gleichzeitig fielen die die Nettoinvestitionen von 85 Milliarden € in 1991 auf knapp 20 Milliarden € in 2016 – also auf weniger als ein Viertel. Laut Mittelstandspräsident Mario Ohoven schiebt Deutschland einen Investitionsstau von über 140 Milliarden € vor sich her und die Unternehmen leben von der Substanz (siehe: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/konjunktur-deutschland-spart-sich-sein-wachstum-kaputt-1.3541455).